Weltenbummler

Zum schreiben begeben wir uns im Kopf eine andere Welt. So hat es eine Freundin und Kollegin beschrieben. Und wir wählen respektive erschaffen diese Welt nicht zuletzt nach unseren Bedürfnissen und Wünschen, aber auch nach Ängsten und Befürchtungen – und nach dem, was (zu) uns passt.

Interessanter Gedanke. So hatte ich bisher eher über die andere Seite, übers Lesen, nachgedacht: Da betrete ich ein Stück weit fremde Köpfe und fremde Welten bzw. kann "meine" Welt durch fremde Augen sehen. Dass ich das umgekehrt beim Schreiben auch tue, dabei aber noch gar nicht an Leser denke, das ist eine neue Idee für mich – oder vielmehr, das ist etwas, was ich offensichtlich schon "ewig" mache, aber mir nie klargemacht habe.
Was macht denn nun meine Welt(en) aus, was schaffe ich mir da schreibend, was ist den verschiedenen Geschichten gemeinsam?
Kein Ideal, keine heile Welt, so viel ist mal sicher. Idylle ist nicht. Aber immerhin gibt es sowas wie Gerechtigkeit, wenn auch meist eher in der poetischen als der juristischen oder moralischen Form. So oder so ähnlich interpretier ich, was meine Freundin dazu sagte. Gut möglich. Ich neige nun mal nicht zu bonbonfarbenen Illusionen, ich kann mir keine hübschere Welt herbeischreiben, denn das würd ich mir im Leben nicht abkaufen.
Trotzdem … es bleibt ein merkwürdiger Gedanke, und ich werd das Gefühl nicht los, das ist erst der Anfang einer Spur, die tief und tiefer in den Wald, ins Dickicht des Unterbewusstseins führt. Aber genau da fängt’s ja auch an, das Schreiben, das Weltenschaffen und überhaupt …