Geschichte schreiben?

Historische Romane sind derzeit voll im Trend, vor allem, wenn es sich dabei um Kriminalromane handelt. Mein Ding ist das nicht, weder lesend noch schreibend. Denn ich weiß nicht, wozu das gut sein soll … und mir scheint, leider kommt dabei selten was Gutes heraus.

Eine Ausnahme sind – in meinen Augen – Bücher, in denen man sich spekulativ erzählend historischen Rätseln nähert und das, was die Fakten allein nicht ausreichend klären können, eben fiktional erklärt. 
Aber einfach irgendeine durch und durch erfundene Geschichte im Historischen anzusiedeln, wo soll das denn hin führen – außer in die Grauzone zwischen Recherchearbeit des Autoren und dessen subjektive Vorstellung der jeweiligen, historischen Periode? Wenn man weg will vom Zeitgenössischen, keine Lust hat, Handys, iPods; DNA-Tests und was der Technik mehr ist, schlimmstenfalls bedienen zu müssen,na, dann könnte man doch auch Fantasy schreiben. Das wäre ehrlicher als vorzugeben, man könne sich als Mensch des 21. Jahrhunderts in die Antike, das Mittelalter, den Barock, das 18. oder 19. Jahrhundert soweit hineinversetzen, dass man aus der Perspektive spannend und glaubwürdig erzählen kann.
Denn eines von beidem leidet meist – es dient z.B. sicher nicht der  Glaubwürdigkeit, wenn vor allem Autorinnen stets ach-so-moderne (!) historische Frauenfiguren schaffen, die sich am Korsett oder der Krinoline stören und emanzipiert ohne Ende sind. Und für mich ist es überhaupt nicht spannend, wenn man mir in einem Krimi/einer Liebes- oder sonstwas Geschichte alle drei Seiten mit historischen Vorträgen kommt, die zumeist nur den Zweck haben, das Recherchematerial zu präsentieren … das ist dann ungefähr so toll wie all die zahllosen, schlechten Polizeiromane, wo mir der Autor unbedingt zeigen muss, wie toll er recherchiert hat und was er nicht an Kontakten zum ‚Trachtenverein‘ hat.
Wobei … es gibt ja auch gute Polizeiromane, darunter auch solche, die nicht von Polizisten geschrieben werden. Vielleicht könnte es also auch gute historische Romane geben, wo Zeit, Ort, Geschichte und Geschichten perfekt miteinander harmonieren, selbstverständlich zueinander gehören? Theoretisch möglich müsste das sein, allein … ich bleibe skeptisch.
Nun ja, der Anlass dieser Gedanken, der historische Kriminalroman einer befreundeten Kollegin, hat noch mehr als 420 Seiten, mich zu überzeugen. Ich bin ja durchaus gewillt, mich überraschen zu lassen …

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