Okay, "Die Heilige Johanna von den Schlachthöfen" ist ganz sicher eines der schwächeren Stücke Bert Brechts. Da hilft selbst die zufällig geschenkte, bittere Aktualität – siehe Nokia, siehe Bochum – nicht, und alle Mühe des Grillo-Ensembles ist vergebens: Spannend, mitreißend wird das Lehrstück über den Kapitalismus so oder so nicht.
Da frag ich mich schon, warum dieses Stück, jetzt, hier, heute – und warum lässt man damit einen Jungregisseur (Jan Philipp Gloger) das erste Mal auf die große Bühne? Denn dass Nokia das Bochumer Werk dicht machen würde, konnten wohl weder er noch die Dramaturgie des Schauspiels ahnen.
Ich weiß nicht mal genau, warum Brecht dieses Stück so schrieb, wie er’s schrieb. Von der Bühne herab den Kapitalismus zu erklären – erklären, nicht zeigen, schon gar nicht fassbar, miterlebbar machen! – das ist doch nur anstrengend für alle Beteiligten, ob auf, hinter oder vor der Bühne. Was wollte "BB" damals damit erreichen, was will der Regisseur heute?
Ich hatte das Gefühl, am Ende gab’s in Essen Applaus fürs Durchhalten, für die Mühe, die Arbeit, aber Begeisterung … nein, Begeisterung war nicht dabei.
Die fehlte mir auch auf der Premierenfeier. Aber ob das Nach- und Nebenwirkungen der kopflastigen Theorieveranstaltung waren oder eher die Auswirkungen des Nikotinmangels – Theater sind öffentliche Gebäude, ergo darf auch im Theatercafé nicht mehr geraucht werden -, tja, das weiß ich wirklich nicht. Ich rauch ja seit anderthalb Jahren nich mehr.
Ist vielleicht auch besser so. Denn diese Premiere hat mich nicht nur ratlos zurückgelassen, sie hat mich auch merkwürdig müde gemacht. Und wer weiß, was passieren würde, würd ich beim Versuch, eine rein subjektive Kritik in mein Notebook zu hacken, mit einer qualmenden Kippe in der Hand einschlafen … ;-))
Mal wieder Theater
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Ist das Stück nicht von Brechts damaliger Knutsche Agathe?
Nicht dass ich wüsste. Aber es ist erst posthum uraufgeführt worden, also wer weiß schon so genau, wie die letzte Fassung des Stückes zustande kam?
fragt sich
mischa