… hat der Irseer Pegasus für mich nicht. Und das nicht etwa, weil ich bei dem Autorentreffen, wie die Veranstalter diesen Literaturpreis wegen des schreibwerkstattartigen Prozedere auch nennen, ohne Preis‘ und Ehr‘ blieb. Wie das Ganze sich aus Sicht einer jungen Autorin ausnahm, beschreibt Cornelia Travnicek pointiert im Literaturcafé. An- und Aussichten einer mittelalten Schriftstellerin gibt’s nun hier als Ergänzung.
Vieles war ja recht schön – die mehrstündige An- und Abreise lief bei mir reibungslos, was bei der Bahn auf Strecken mit zweimaligem Umsteigen durchaus bemerkenswert ist. Anscheinend liegen Pott und Allgäu verkehrstechnisch näher beieinander als München und Wien. Das zum Hotel und Tagungsort umfunktionierte Kloster Irsee liegt womöglich auch ohne Schnee idyllisch in der Landschaft herum, und gegen Zimmer, Service, Ausstattung, Essen ist dort wahrlich nichts zu sagen.
Erstaunlicherweise kam ich sogar mit dem barocken Ambiente wunderbar zurecht – sehr gut, hatte ich doch Bedenken, dass mich die Klostermauern an sich erdrücken und der historische Pomp des 16. Jahrhunderts erschlagen würde.
Und die Begegnungen mit meinen Autorenkollegen möchte ich nicht missen: 22 Menschen unterschiedlichen Alters, verschiedenster Herkunft, die die Leidenschaft zum Schreiben, zur Sprache verbindet, das hatte was. Da entstand so mancher Kontakt, von dem ich hoffe, er hält über diese eine gemeinsame Erfahrung mit dem flügelbewehrten Brauereigaul (so sieht der Irseer Pegasus, der eine der Holztüren des Klosters ziert, aus) hinaus.
Kontakte hatte die Ausschreibung versprochen, ja regelrecht angepriesen. Hochkarätige Verlagskontakte, ebensolche Pressebegegnungen, Netzwerkmöglichkeiten schier ohne Ende – so las sich das. Und was gab es? Ein ganzer Verleger war anwesend, logisch, denn der Klöpfer&Meyer-Verlag hatte ja auch ein Buch vorzustellen. Zwei bekanntere Journalisten waren vor Ort – Gert Heidenreich, der seinen neuen Roman vorstellte und noch vor der Preisverleihung abreiste, und Dr. Romain Leick vom "Spiegel". Er kam zur Podiumsdiskussion, und vielleicht hätte man ihn im Anschluss an die Preisverleihung kennenlernen können.
Doch das konnte ich (und nicht nur ich) mir nicht mehr leisten. Das hätte noch eine weitere Hotelübernachtung bedeutet und 199 € Teilnahmegebühr inkl. Hotel aber exklusive Getränke plus 125 € Fahrtkosten, das war allemal teuer genug. Oder vielmehr, mehr als das: Wär’s für mich kein Weihnachtsgeschenk gewesen, wär’s zu teuer bezahlt gewesen.
Sicher, wer mit einem der Preise nach Hause fuhr, dem mag das anders erscheinen. Wer einen Brotjob oder reiche Mäzene hat, mag das anders sehen. Aber für freie Autoren und Künstler (und für Studentinnen sicher erst recht) war das einfach zu viel.
Wie so vieles zu viel war in diesen nicht mal drei Tagen. Innerhalb von rund 50 Stunden 22 Lesungen und Diskussionen anzusetzen, das ist schon happig, wenn es denn bei den jeweils dafür angesetzten 30 Minuten bliebe. Tat’s aber nicht, und so schrumpften die Pausen. Als Rahmenprogramm zu so einer Veranstaltung noch mehr Lesungen und Diskussionen, bloß dann vor Publikum anzusetzen, nun ja, ob das als geschickt zu bewerten ist, die Entscheidung überlass ich dem geneigten Leser.
Und da ich dessen Geduld nicht überstrapazieren mag, verkneif ich mir weitere Kommentare zu gewissen schwäbischen Umständlichkeiten und Unterwürfigkeiten so wie zur Frage "Gibt es Kaffeefahrten für Autoren und, wenn ja, warum müssen die teurer als Butterfahrten für Rentner sein?"
Ich schließ mich also Cornelia Travniceks Fazit an: Nie wieder Teilnehmergebühr für Literaturpreise. Wo ich doch schon die mit der Anmeldegebühr meide wie die Pest, ist das nur konsequent.
Abgehoben …
Dieser Beitrag wurde unter Schreibkram abgelegt und mit autorengedanken, autorentreffen, cornelia_travnicek, gert_heidenreich, irseer_pegasus, literaturpreis, mischa_bach, schreibwerkstatt verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
net schön wenn man ausgewählt wurde und dann von allen seiten hört: nie wieder. gut, dass s solche berichte gibt wie diesen. kann man sich ja dann nochmal überlegen…
ich seh’s so: wenn du’s dir leisten kannst, dich das geld für unterkunft, seminar, anreise, etc. nicht schmerzt, du zudem lust hast auf die begegnung mit den kollegen (und mit gewissen schwäbischen eigenheiten leben kannst), dann tu’s. dann ist es ein schriftstellerworkshop mit der chance, eventuell als preisträgerin heimzugehen. aber wenn du fährst, wär ich sehr gespannt auf den bericht!
mischa