Ich hoffe doch, die Protestaktion mit den Zehn Wünschen für ein neues Autorentheater nimmt hinter den Kulissen weiter Gestalt an. Ich hab’s jedenfalls endlich geschafft, einen kleinen Beitrag dazu zu schreiben.
Gedankenspiele
von Mischa Bach
„Was ist denn das Problem von Euch Dramatikern?“
Eine Reaktion in einem Gespräch über die Protestaktion. Von wegen, es gäbe ja auch schlechte Autoren, da wäre schon die Uraufführung fast zu viel und man könne keine zweite Inszenierung erwarten. Jeder Mensch und damit jeder Künstler greift mal daneben – wenn jeder Regisseur nach einem Reinfall ein für alle mal gefeuert wäre, gäb’s vermutlich niemand mehr, der hier in Deutschland inszenierte. Außerdem geht es hier nicht um die Frage gut oder schlecht. Es geht um die allgemeine Situation der Theaterautoren. Und da bedeutet Uraufführungsgeilheit, dass alles schon Uraufgeführte per se uninteressant ist, egal, ob’s gut oder schlecht ist, weil’s ja immer noch ein anderes, neues, nie gesehenes Stück gibt.
Aber auch Autoren brauchen eine zweite Chance. Nicht nur wegen der Möglichkeit eines Fehlgriffs. Nein. Gibt e außer Klassikern nur Uraufführungen, müssen allein davon die zeitgenössischen Autoren leben. Wie soll das gehen? Wieviele (gute!) Stücke pro Jahr kann man schreiben? Wieviel/wie gut kann man schreiben, wenn man ständig andere Einkommensquellen finden muss?
„Würdest Du wirklich anders schreiben, wenn Du besser bezahlt würdest?“
Wieso glauben manche Menschen, Künstler seien automatisch auch Hungerkünstler? Sind Honorare unmoralisch? Würden sie selbst auch für die Hälfte ihres Gehaltes die gleiche Arbeit leisten? Wohl kaum. Also – ja, verdammt, ich bin sicher, wir alle würden anders schreiben, wenn wir alle endlich angemessen bezahlt würden. Immerhin: Ohne Autoren gäb’s keine Texte und ohne die kein Theater. Also sollten die Theater – meinethalben auch wer immer die Theater alimentiert – dafür sorgen, dass die Autoren von ihrer Arbeit leben können. Nicht mehr und nicht weniger.
Oder müsste es in Abwandlung des alten Western-Spruchs heißen: „Nur ein toter Autor ist ein guter Autor“ – eben billig und für alles zu haben?