Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Heute früh hab ich mich auf die alte (Selbst)Erkenntnis besonnen, dass ich am Besten ins Schreiben komm, wenn ich damit morgens gleich nach dem Aufstehen (okay, nach dem Yoga, die Knochen sollten schon sortiert sein ;-)) anfange. Und bin gleich beim ersten Versuch, das umzusetzen, gescheitert.
Aber was hätt ich sonst machen sollen? Die Mail mit dem Übersetzungsauftrag ignorieren? Den Auftrag ablehnen? Wohl kaum. So lecker ist das Hungertuch nicht mal mit vier Pfund mehr auf den Rippen dank Nichtmehrrauchens. Und es ist ein interessanter Text – aber darüber kann ich leider nix sagen, denn das ist sozusagen Geschäftsgeheimnis. Ich übersetz ja schließlich grad keine Belletristik (weil das vergleichsweise grauenhaft schlecht bezahlt wird und Übersetzungen ganz klar Brotjobcharakter für mich haben) sondern kommerzielle Texte …
Wie auch immer, da ich heute die Rohübersetzung hinter mich gebracht habe und obendrein eine Wohnung besichtigt habe (nicht uninteressant aber ich find nach wie vor die Aussicht, eine Wohnung zu kaufen, diffus beunruhigend), sollte ich morgen nicht nur Zeit für die Überarbeitung der Übersetzung haben.
Nee, morgen könnte ich glatt den zweiten Anlauf zum Kopfsprung ins Romanweiterschreiben wagen. Okay, auch morgen hab ich noch’nen Termin außer Haus und ein paar Kleinigkeiten zuhaus zu erledigen, aber dennoch … ’nen Versuch wär’s wert.
Schließlich geht’s dabei um das Phänomen, dass Autoren bei nichts so kreativ sind wie im Finden von Ausreden, warum sie jetzt grad wirklich rein gar nicht schreiben können … und während sich mein Co-Autor Jörg früher mit megafrühem Aufstehen austrickste, damit er spätestens um 11 Uhr alle Ausreden (Aufräumen, Einkaufen, Steuer, Balkonbepflanzen, Silberputzen, Nasebohren) hinter sich gebracht hatte und nurmehr schreiben konnte, ist es bei mir halt genau umgekehrt. Sobald ich physisch und geistig halbwegs dazu in der Lage bin, sollte ich an den Schreibtisch und loslegen. Dann macht’s nichts, wenn ich’ne Stunde später erstmal einkaufen gehe oder zwischendrin beschließe, ich müsste wirklich mal wieder das Bad putzen. Hab ich einmal angefangen, einmal Tinte geleckt, kehr ich immer wieder zum Schreibtisch zurück und selbst beim Feudelschwingen arbeitet es in meinem Hinterkopf an der jeweiligen Geschichte weiter …
Ich darf mich halt bloß vorher nicht ablenken lassen. Oder selbst ablenken. Und auch Notwendigkeiten wie Übersetzungen, von denen gern noch mehr in meine Mailbox flattern dürfen, sollte ich auf Dauer nicht als Ausreden missbrauchen …
Jetzt gehör ich aber langsam ins Bett. Nach’nem ganzen Tag Schreib/Übersetzungsarbeit freu ich mich nun aufs ganz private Kopfkino. 🙂