Stimmt, hatte ich aber fast vergessen: Thomas Bernhard hat mich schon immer fasziniert, in seinen Bann gezogen, amüsiert, manchmal auch genervt, aber garantiert nie kaltgelassen. In der gestrigen Essener Premiere seines Theatermachers hab ich mich bestens unterhalten und immer wieder an eigene Theater- und vor allem Tournee-Erlebnisse erinnert gefühlt.
Aber auch ohne fetten Premierenfeiernkater (der blieb netterweise aus, der mochte wohl all das Wasser nicht, was ich nach dem Bier in mich hineinschüttete ;-)) hat’s mich nicht dazu gebracht, jetzt sofort und auf der Stelle mit’nem neuen Stück anzufangen.
Sehr merkwürdig. Die Stimme im Dunkeln ist ein wirres Gemurmel im Bühnennebel. Nichts zu erkennen, nichts rauszuhören, und ich bin nicht mal sicher, verebbt da noch der Widerhall der Türen oder kündigt sich da doch zaghaft, ganz vorsichtig etwas Neues an?
Ich weiß nicht warum, aber es drängt sich nichts auf. Es gab und gibt ein paar Gedankenspiele, bei denen es um Bühnenstaub und nicht um Prosapapiergeraschel zu gehen scheint. Doch mehr ist da noch nicht. Als ob ich mich scheue, mich auf nichts einlassen will – oder kann.
Was macht das für einen Sinn, einfach so ein Stück zu schreiben, ohne Auftrag, ohne Verlag, am Ende womöglich rein für die Schublade? Ein Roman in der Schublade ist traurig, gewiss, aber es ist doch der Roman selbst, das, was man schreiben wollte, nur halt unveröffentlicht. Ein Stück ist eine Spielvorlage. Und ein Spiel, mit dem niemand spielt, existiert das überaupt?
Nur: Wenn niemand das Spiel eröffnet, wie soll es anfangen? Und wer wäre besser geeignet, ein neues Spiel zu beginnen, als ein Autor?
Ach ja … Montagsgedanken an einem grauen Dienstag …
P.S.: Sollten Sie ein Theater oder einen Verlag haben und sich Ihnen der Eindruck aufdrängen, ein vielfältig begabtes, gelegentlich zweifelndes, wundersamer Weise stets pünktlich lieferndes (aber stets zu spät zu Besprechungen erscheinendes) Wesen wär genau das, um seine Ideen in Ihrem Rahmen oder Ihre Vorgaben in seinem kreativen Chaos zu verwirklichen – na, worauf warten Sie dann noch? Melden Sie sich!