Wieder zuhause … und noch längst nicht angekommen

Wie bitte, eine Woche ist es her? Ziemlich genau, fast auf die Minute genau vor einer Woche ging’s los in der "Tonne". Es hob sich zwar kein Vorhang – gab’s nicht, hätte auch nicht gepasst – aber es war dennoch die Geburt meines, unseres Stückes Die Türen


… und, ehrlich gesagt, als Autor bei der eigenen Uraufführung, das dürfte der Situation eines werdenden Vaters im Kreißsaal nicht ganz unähnlich sein.
Okay, herumtigern ist nicht, Händchen halten und Scheinwehen erleiden kommt auch nicht in Frage. Eigentlich kann man gar nichts tun. Man muss es auch nicht. Alles, was zu tun bleibt, ist, sich zurückzulehnen und die Vorstellung möglichst zu genießen.
Dass das in Reutlingen kein Problem sein würde, ließen die Proben, die Begegnungen mit den Schauspielern zuvor schon ahnen. Helga Göllners Bühne ist ein Glücksfall, es ist so wunderbar zu sehen, dass man keine einzige Tür für dieses Stück braucht. ;-))
Und wie es Lillih in den wenigen Wochen, die Proben nun mal nur dauern, gelungen ist, alle zu einem Team, einem Ensemble zu machen und Christiane, Galina, Nadine und Silvan soweit zusammenzuschweißen, dass man wirklich glauben kann, die Bühne, das ist ein Körper und das Stück das eine Leben, das sie sich alle zwangsweise teilen, ist mir ein wunderbares Rätsel.
Plötzlich waren sie alle lebendig:
Pen hatte zwar keinen Schaukelstuhl, aber all die Zweifel und Ängste, und diese gab es plötzlich nicht mehr nur auf dem Papier … Nadine Bohse gab ihr mehr als nur ein Gesicht, das muss man einfach gesehen haben, sonst glaubt man es nicht.
Die Kinder Tess & Lea spielte Christiane Schoon manchmla so welt- und bühnenentrückt, so sehr vertieft in ihr Spiel, ihre Welt, auch ihren Schrecken, dass man fürchten konnte, sie würden nicht mehr zurückkehren zu uns anderen oder doch zumindest womöglich ein Stichwort verpassen. Was aber natürlich nicht geschah. 🙂
Über Silas, den einzigen Mann der Produktion und der einzige Mann im Körper Penthesileas, der auf der Bühne agiert, könnte ich Bände schreiben. Silvan Kappelers Körper & Stimme für diese Figure geliehen zu bekommen, das war schon was ganz besonderes. Aber ob das Menschen verstehen können, die sich nie fragten, ob sie allein im Körper sind, die ihrer Geschlechterrolle noch nie in Frage stellten, und obendrein keine Autoren und/oder Schauspieler sind, weiß ich nicht.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass irgendwer "Die Türen" sehen und nicht von Nessas, d.h. Galina Freunds, Energie geradezu umgeworfen wird. Was aboslut positiv zu verstehen ist, oder, wie Lillih noch während der Proben mailte (und ich hoff, ich tret niemand zu nah, wenn ich das jetzt hier reinsetze): Nessa rocks the house.
Tut sie. Tun sie alle. Also, falls Sie bis April im Schwabenland zu tun haben oder dort leben, gehen Sie bloß hin und schauen Sie sich’s an. Sonst können Sie ja gar nicht sagen, ob meine Freude über diese Inszenierung, diese Arbeit dem Stolz von Eltern gleicht, die noch das zerknautschste Neugeborene wunderschön finden, oder ob ich vielleicht recht hab, und Sie etwas ganz besonderes auf der Bühne der "Tonne" erwartet …

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Eine Antwort zu Wieder zuhause … und noch längst nicht angekommen

  1. black sagt:

    Hey

    Wie es ist als Vater im Kreissaal zu stehen kann ich so nicht nachvollziehen, doch find ich den Vergleich sehr gelungen. Doch bin ich mir sicher, dass die Freude an der Inszenierung so oder so gerechtfertigt ist… so wie auch die anfängliche Nervosität die so schlimm ja gar nicht rüberkam 🙂

    Wieder zuhause … und noch längst nicht angekommen – so fühle ich mich noch heute – liegt sicher am Inhalt doch wohl aber auch ganz extrem an der Umsetzung des Stücks, es kam so real bei mir an. Dafür auch mal mein Kompliment an alle Beteiligten. (Auch an jene die mit Komplimenten nicht klar kommen °zwinker°)

    Verschneite Grüsse
    black

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