Weiter geht’s: Mein Jahresrückblick (II)

In den folgenden Monaten fielen auch bei mir Live-Veranstaltungen aus, ich bekam sogar Corona-Soforthilfe für Solo-Künstler und die Online-Schreibsprechstunde mit Klaudia Zotzmann-Koch wurde eine regelmäßige Sache. Und ganz gleich, wie sich das alles im Detail lesen mag: ziemlich oft war ich ziemlich glücklich.

April

Es geht tatsächlich ganz schnell: Während alle anderen Krankenhäuser zu meiden suchen, folgen bei mir innerhalb von Tagen die Vorstellung beim Chirurgen, die OP-Voruntersuchungen und die OP selbst. Ich lerne überrascht und erleichtert, Panikattacken bei Krankenhausaufenthalten lassen sich mit Geld verhindern. Auf der Privatstation im Huyssensstift habe ich jedenfalls das Gefühl, genau da zu sein, wo ich in diesem Moment sein muss. Meine Angst, es könnte zu Problemen mit meiner Stimme kommen, erweist sich als unbegründet. Und so verstörend die Symptome sind, die meine beleidigten Nebenschilddrüsen produzieren, nach ein paar Tagen sind sie verschwunden.

Was jedoch nicht verschwindet, sind Corona und meine Orbitopathie. Letztere wird durch die OP schlimmer (typisch, das ist der seltenere Verlauf …), inzwischen dauert es an manchen Tagen Stunden, bis die Doppelbilder verschwinden. Also bekommt ich hochdosiert Cortison – muss also wegen Corona noch mehr aufpassen und habe, weil ich atypisch reagiere, dafür mehr Migränen.

Dafür lerne ich, meinen Perfektionismus über Bord zu werfen und modele meinen Unikurs mal eben zum Moodle-Kurs um.

Mai

Jetzt wird es laut: Unser Dach wird erneuert, und ich sitze mit meinem Arbeitszimmer ja nun mal direkt darunter. Allerdings komme ich ohnehin abgesehen von meinem Uni-Kurs zwischen all meinen Arzt- und Behandlungsterminen nur begrenzt zum Arbeiten. Die Cortison-Stoßtherapie schlägt nicht, wie erhofft, an. Ich muss also zusätzlich zur Bestrahlung …

Juni

Anfang des Monats ist die Dacherneuerung fertig, aber die Baustelle bleibt, denn nun wird die Fassade gestrichen (langweilig weiß-grau, mein Wunsch war das nicht). Ich vermisse fast die Dachdecker, mit denen ich die letzten Wochen täglich zu tun hatte. Statt als Eindringlinge in meinen Schutzraum hatten sie sich wie ein Haufen Brüder angefühlt, mit denen ich auf einem Großsegler unterwegs zu sein schien – da wird ja auch dauern geklopft, gehämmert, gesägt, gerufen und manchmal gesungen.

Die Bestrahlung lässt sich nicht zuletzt dank des so zugewandten wie kompetenten Personals im Alfrid-Krupp-Krankenhaus gut aushalten. Leider hat sie nicht die erhoffte, durchschlagende Wirkung: Seit dem letzten Termin folgt auf einen „Schieltag“ (an dem das rechte Auge nach unten schaut) ein „Nichtschieltag“ (an dem mein Gehirn das ausgleicht.). Und ich stelle fest, all das ist ziemlich erschöpfend und macht müde …

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized, Verschiedenes abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.