Geisterbahnfahren

Ein spärlich bevölkerter U-Bahnsteig am Montagabend. Zwei Bahnen sind angekündigt, als nächstes die, die mich vom DozentInnen-Empfang an der Uni Duisburg-Essen nach Hause bringen soll. Überraschend pünktlich fährt der Zug ein, noch überraschender ist jedoch, dass sein Inneres unbeleuchtet ist und auch die elektronischen Anzeigen, wo sonst Linie und Zielrichtung angegeben werden, dunkel sind. Unbekannte schauen einander fragend an, wir blicken zur Anzeige auf dem Gleis, dann steigt jeder ein – achselzuckend, manch einer unsicher, zögerlich. Der Zug fährt los.

An der nächsten Haltestelle setzt sich eine junge Frau mir gegenüber, schaut sich suchend um. Ich mache sie auf die Haltestellenanzeige im Zug aufmerksam – da steht immerhin „U 17“.

„Unheimlich“, sagt sie.

„Und das so kurz nach Halloween“, erwidere ich.

Wir lachen. Die U-Bahn setzt ihre Fahrt fort.

Einige Plätze weiter sitzt inzwischen ein Mann, der im Halbdunkel meinem Herzallerliebsten ähnelt. Aber da dessen Probe noch mindestens eine Stunde dauern wird, kann er es nicht sein.

Unteriridisch mit einer dunklen U-Bahn zu fahren heißt, alles ist stiller. Und die Bahnhöfe wirken heller als sonst. Wobei es immerhin nicht stockfinster ist in den Schächten, eine angenehme Überraschung.

Oberirdisch dagegen heben sich die Haltestellen kaum von der abendlichen Umgebung ab. Und wir im Zug schon gar nicht. Wieso guckt der Mann, der kurz vor der Haltestelle aufgestanden ist, an der auch ich aussteigen werde, zu mir? Und warum winkt er mir?

Weil er es doch ist, mein Herzensmensch. Die Probe war früher aus, und obwohl er beim Einsteigen direkt an mir vorbeilief, sah er mich da noch nicht. Vermutlich, weil er dachte, ich wäre bestimmt eh schon zuhause …

So lustig kann Geisterbahnfahren sein 😉

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