Einen Kurzkrimi, ja einen ganzen Roman in nur zwei Minuten vorstellen, geht so etwas? Ich bin sicher, es ist zumindest möglich, in so kurzer Zeit einen treffenden Eindruck eines größeren bis großen Werks zu vermitteln. Wenn man die richtige Textstelle findet. Was allerdings nicht immer einfach ist, manchmal sogar recht knifflig wird.
Etwa, wenn die Spannungsbögen der kleineren Erzähleinheiten, aus denen so ein mehrhundertseitiger Krimi aufgebaut ist, mehrere Seiten und damit vier oder mehr Vorleseminuten brauchen. Oder wenn ausgerechnet in den spannendsten Zwei-Minuten-Passagen leider, leider das Lektorat unschöne Sprachmacken übersah – liest man den ganzen Roman, fällt das nicht ins Gewicht, aber wenn man nur diesen einen, kurzen Ausschnitt für die Preisverleihung hat, dann sollte da schon alles perfekt sein.
Schließlich hat jeder der vier Texte, die ich nun auf jeweils zwei starke, charakteristische, solo-vorlesbare Minuten hin durchforstete, den Glauser- oder Hansjörg-Martin-Preis 2018 absolut verdient. Das soll das Publikum auf dem Tango am 5.5.2018 in Halle spüren, wenn diese 4×2 Minuten zum Besten gegeben werden.
Vier so unterschiedliche Texte, die außer ihrer herausragenden Qualität nichts weiter eint, so auf den Vorlesepunkt bringen zu müssen, bringt in der Tat noch einmal eine ganz andere Art des Lesens mit sich. Inklusive x-fachem Lautlesen der potenziellen Zweiminüter. Also, ’notfalls‘ kriege ich das auch auf dem Tango, der Preisverleihung auf der Criminale, auch noch hin …
… was dann wohl die vierte Variante von „Anders lesen“ wäre 😉