Auf den ersten Blick sah die Mail ganz normal aus, die ich gestern zwischen anderen vorfand:
Liebe Beteiligte und Beiträger,
im Anhang finden Sie die Fahne der Anthologie XXX (Hrsg. YYY).
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir möglichst schnell Ihre Korrekturvorschläge senden könnten!Als Anmerkung: Es gibt im Inhaltsverzeichnis noch keine Seitenzahlen, da sich diese bis zum Schluss noch verschieben können – daher hoffe ich, dass Sie alle Ihre Texte trotzdem gut finden können.
Beste Grüße,
Frau ….
Druckfahnen werden heutzutage kaum noch per Post und auf Papier verschickt. Man muss ja auch an den Wald denken und die Postboten und am Rechner lassen sich nötige Korrekturen viel leichter machen. Allein – Seitenzahlen hin, prominente Mitautoren her – von mir war nichts, aber auch rein gar nichts in den angehängten Druckfahnen zu finden. Also antwortete ich Frau … umgehend:
Am 04.12.2014 11:18, schrieb ich:Liebe Frau …,ich kann keinen Text von mir entdecken.
Verwunderte Grüße
Mischa Bach
Kaum hatte ich die Mail abgeschickt, fiel mir ein Mailverkehr vom Jahresanfang wieder ein, den ich … in der Tat mit Herausgeber YYY geführt hatte.
Am 12.01.2014 17:52, schrieb Herausgeber YYY:
Liebe Frau Bach,
Sie haben sich vor einiger Zeit an einem Literaturwettbewerb des … Kulturministeriums beteiligt. Im Auftrag dieses Ministeriums gebe ich eine Anthologie heraus, die unter dem Titel „XXX“ im ZZZ-Verlag erscheinen wird. Wir würden einen Beitrag von Ihnen gerne darin aufnehmen, wenn Sie das auch wollen. Ersatzweise können Sie uns auch einen anderen, nicht zu langen Text schicken. Die Anthologie ist gefördert und spiegelt die regionale Literaturszene. Honorar können wir leider nicht zahlen […]
Wir stehen kurz vor der Fertigstellung der Anthologie – erbitten Ihre Antwort relativ schnell.
Herzlich
YYY
Neugierig, wie ich nun mal bin, hatte ich nachgefragt, um welchen Text es seinerzeit gegangen wäre, und wie genau die Modalitäten seien, denn ich hätte ggf. einen thematisch passenden, bereits anderweitig veröffentlichten (und bei der Gelegenheit bezahlten …) Text. Als ich jedoch erfuhr, kein Honorar hieße in diesem Fall nicht nur kein Garantiehonorar und auch keine prozentuale Beteiligung am Verkauf des Buches, ja, nicht einmal Freiexemplare für die Autoren sollte es geben, hatte sich der Fall für mich erledigt. Bis gestern … da ging der Mailverkehr so weiter:
Am 04.12.2014 11:23, schrieb Frau …:Liebe Frau Bach,
hatten Sie einen eingereicht?
Beste Grüße,
Eine seltsame Frage, wie ich fand:
Am 04.12.2014 13:26, schrieb ich:Liebe Frau …,ich hatte im Januar Herrn YYY einen Text geschickt. Dann verläpperte sich unsere Mailkorrespondenz irgendwo unterwegs, weil ich es befremdlich fand, dass bei einer Anthologie für die Autoren weder Honorare noch Autorenexemplare drin sein sollten. Heute schickten Sie mir die Fahnen – und irgendwoher müssen Sie ja meine Mailadresse haben, oder?
Deshalb bin ich verwundert.
Ihre
Mischa Bach
Frau … schien immer noch nicht so recht zu verstehen:
Am 04.12.2014 13:30, schrieb Frau …. :Liebe Frau Bach,
die Anthologie bietet Autoren eine Plattform, Honorare sind für niemanden vorgesehen.
Ich denke, daher sind Sie hier dann in der Anthologie doch nicht vertreten – aber wie gesagt war das nicht meine Entscheidung.Ihre Mailadresse war in der Liste der Namen der Beiträger, die ich von Herrn YYY erhalten hatte.
Beste Grüße,
Plattform … wenn’s der Dame vom Verlag nicht so bier- äh geizernst wäre, wär’s zum lachen.
Liebe Frau …,verstehen Sie mich nicht falsch – ich bedauere keineswegs, dass Herr YYY mich also richtig verstanden hat: Ich habe kein Interesse daran, meine Arbeit zu verschenken.
Ich war lediglich verwundert, dass ich Ihre heutige Mail mit den Druckfahnen bekam. Nehmen Sie meine Adresse also bitte einfach aus dem Verteiler.
Es grüßt
Mischa Bach
Ich mein – mal im Ernst: Niemand bekommt ein Honorar? Echt, niemand sieht Geld bei dem Projekt? Wird die Druckerei nicht bezahlt? Das Papier und die Tinte gestohlen? Und was zur Hölle hat das Ministerium an dem Ganzen gefördert, wenn alle davon ausgehen, dass die Autoren ihre Arbeit gefälligst umsonst zur Verfügung stellen sollen?!
Tja. So viel zum Thema Geiz ist geil im Land der Dichter und Denker.
Das nächste Mal gibt’s dann eine schwarze Komödie zum Mindestlohn im Kulturbetrieb …
Hallo Mischa,
ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnern kannst…..
Bin gerade durch Zufall auf deinen Blog gestoßen und finde den Eintrag „Der Geiz im Land der Dichter“ einfach genial. So ähnlich geht es mir als Zeitungsreporter auch manchmal.
Viele liebe Grüße,
Ricarda Helm
Liebe Ricarda, aus irgendeinem Grund klingt Dein Name für mich nach Rhein – kennen wir uns also aus Neuwied bzw. aus Koblenz? Ich habe ein wahrhaft grottiges Namensgedächtnis, so dass es für mich schon ungewöhnlich ist, wenn mir ein Name bekannt vorkommt,
liebe Grüße
Mischa
..oha, dann fühle ich mich doch sehr geehrt. Stimmt liebe Mischa, wir kennen uns über Doris Twesten. Und wir haben eine ganz prägnante Gemeinsamkeit:-) Heute stand in der RZ ein Bericht über das Syndikat-und da musste ich direkt an Dich denken.
LIebe Grüße,
Ricarda
Ach DU bist das 🙂 Schön, dass man sich übers Internet manchmal so unverhofft wiederfindet. Gestern war Krimitag, auch hier in Essen, deshalb war das Syndikat bestimmt auch bei der RZ im Blatt. Wenn Du magst, lass uns gerne per E-Mail in Kontakt bleiben,
Liebe Grüße, Mischa
„Hallo Mischa,
ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnern kannst…..
Bin gerade durch Zufall auf deinen Blog gestoßen …“
Hihi, den Kommentar der ersten Kommentatorin kann ich fast wortwörtlich (abgesehen davon, das ich kein Zeitungsreporter bin) übernehmen; bin ebenfalls auch gerade zufällig hier rein gestolpert.
Schön von Dir zu lesen.
Viele Grüße
Wolf
(wolf (at) wolfwerke.de)
Hallo Wolf (oder sollte ich sagen Crazy? ;-))
klar erinnere ich mich an Dich. Wie praktisch für Zufälle doch Blogs sind oder sind Blogs einfach nur das Spielfeld der Zufälle? Wie auch immer – freut mich, dass wir uns hier im Virtuellen wiederbegegnen! 🙂
Es grüßt das Chaos namens Mischa 😉
Im WWW geht niemand verloren, man muss nur finden.
Schön, das das Chaos Dir treu bleibt 🙂
Wie geht es Dir?
Ich bin, nach einem jobtechnschen Intermezzo in Rostock 2012 wieder in Gießen gelandet. Studiere zur Zeit an der FernUni Hagen; mal sehen, wo es mich danach hinzieht.
Wo lebst Du zur Zeit?
Wolf
PS.: wir können unsere Konversation auch gerne per Mail fortsetzen; ich weiß nicht, wieviel privat-persönliches Du in Deinem Blog zulässt. Fragen hätte ich einige
Hallo Wolf,
bevor ich die Kiste für heute runterfahre – lass uns das hier gern aufs Mailen verlagern. Aber ich warne schon mal vor – ich schaff’s leider nur allzu selten so postwendend zu antworten wie heute hier.