Wuschig

Zurück von Lesung No. 3 stell ich als erstes fest: Ich bin wuschig und Lampenfiebernebenwirkungen sind ein Grund, erstmal kein Blut spenden zu dürfen. Ein bisschen absurd ist das schon, denn wäre ich wegen der Reiserei und eben dem Lampenfieber nicht wuschig gewesen, wäre ich heute kaum vor der Blutspendestation gelandet … weniger zufällig erscheint es mir, dass ich mich in den letzten Tagen immer mal wieder mit Drogenpolitik (oder was man so nennt) und verwandten Themen beschäftigt hab. Kennen Sie JES?

"Drogengebraucher besitzen ebenso wie alle anderen Menschen ein Recht auf Menschenwürde. Sie brauchen es sich nicht erst durch angepasstes und abstinentes Verhalten erwerben!" Dieses Zitat von JES (was wiederum für Junkies – Ehemalige – Substituierte steht), war das erste, was mir von diesem sowohl drogenpolitischen als auch selbsthilfeorientierten Netzwerk zu Ohren (eigentlich vor Augen, ich las es im Internet, aber an der Stelle hinkt die gebräuchliche Metaphorik der Kommunikationstechnik hinterher – äh, ich hatte erwähnt, dass ich heute etwas wuschig bin?! Ich dürfte den Rechner angesteckt haben, denn ich weiß wirklich nicht, warum der plötzlich auf unveränderbare Italics besteht …) kam.

Wie dem auch sei. Schon befremdlich, dass man eine solche Feststellung treffen muss, oder? Also, bis zu dem Tag, an dem ich über dieses Zitat stolperte, ging ich davon aus, dass die Würde des Menschen unverletzbar ist … gut, okay, klar, wenn man drüber nachdenkt, wird einem schon klar, dass das nur gilt, wenn man nicht in einer Diktatur lebt und man als Kind weder Armutsbedingungen noch als Menschen getarnte ‚Wölfe‘ überleben muss … aber weder Diktatoren noch Gewalttäter pflegen ernstlich über die Menschenwürde (schon gar nicht die anderer Menschen) zu reden.

Merkwürdig zu begreifen, hier in Deutschland steht zwar im Grundgesetz "Die Würde des Menschen ist unantastbar", und das ist allen ja auch furchtbar wichtig, bloß gilt es in der Praxis eben nicht wirklich für alle unter allen Umständen.

Manchmal ist es in der Tat revolutionär, eine einfache Wahrheit auszusprechen.

Dieser Beitrag wurde unter Rattes Gift abgelegt und mit , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

7 Antworten zu Wuschig

  1. Britt sagt:

    Und zur Menschenwürde zähle ich auch, dass man einen armen Raucher nicht bei klirrender Kälte vor die Tür der Lokalität verbannt, jawohl!

  2. mischa sagt:

    ähm hatten die nicht was erwähnt von einem betriebsraum oder pausendings, wo man rauchen darf? *kratzamkopf* denn genau da liegt in meinen augen das problem: rauchen wird vielerorts unerwünscht, ist aber weit entfernt davon, verboten im sinne von illegal zu sein – und üblicherweise zweifelt auch niemand an der zurechnungsfähigkeit oder anderen teilen des verstandes eines menschen, nur weil er raucht …

  3. Britt sagt:

    Dieser vielgepriesene Raucherraum war abgeschlossen! *grummel*
    Irgendwann wird Deutschland Fixerstuben für Raucher einrichten müssen. :-))

  4. mischa sagt:

    solang nicht ein neuer, idiotischer „war on drugs“ gestartet wird … würd ich sagen: wie wäre es mit der einrichtung literarischer rauchsalons? 😉

  5. Britt sagt:

    Bin absolut dafür!!!
    Wann legen wir los? :-))

  6. moni sagt:

    Das gibts doch schon… Nennt sich bei uns Cafe Haus :o)

  7. mischa sagt:

    hm … heißt das dann jetzt „imbissbuden zu raucherzimmern“ oder doch gleich „kaffeehäuser zu opiumhöhlen“? 😉 „recht auf rausch“ sollt’s aber allemal sein …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert